Um 7:00 Uhr klingelt mein Handywecker, Ulli macht das Licht an und los geht’s.
Um 7:35 Uhr verlassen wir das Haus, wieder einmal ohne Frühstück.
Erst laufen wir die Strasse entlang ortsauswärts, dann durch die Weinberge und anschließend an der Pilgerautobahn entlang. Die Pilgerautobahn nennt man so, weil neben der Autobahn einfach ein ca. drei Meter breiter Schotterstreifen für die Pilger angelegt wurde. Angeblich verlief der ursprüngliche Jakobsweg auf der Route, wo heute die Autobahn bis Santiago verläuft.
Nach etwa sechs km ein Pfeil nach VENTOSA mit Reklame für eine Bar. Wir entschließen uns, den Umweg von ca. einem Kilometer in Kauf zu nehmen und etwas zu frühstücken.
Nach zwei Cafés Americanos und einem Doughnut gehen wir gestärkt weiter. Durch Weinberge und einer eigentlich sehr abwechslungsreichen Landschaft zum Pass der Steinmännchen. Hier haben die Pilger lauter Steinmännchen aufgebaut. Nach ca. drei Std. 45 Minuten erreichen wir den Ortsanfang von Najerá.
Meine Füße brennen, die alten Blasen (mit Compeed) tun wieder weh. Wir entscheiden uns für eine Rast in einer ansprechenden Bar. Wir bestellen ein ca. 20 cm langes Bocadillo mit LOMO é queso (Lomo ist ein dünnes Kassler ohne Knochen), zwei Cervesas und einen cafe solo con Orujo! (Orujo = Grappa), weil heute Domingo ist.
Ich lockere meinen rechten Schuh etwas, dann verlassen wir Najerá in Richtung Westen. Nach einem kurzen, steilen Anstieg erreichen wir nach einer Stunde und 45 Minuten AZRÓFA.
Ulli wusste von der Herberge R. Kolle (Kölner Santiago Freunde), rief bereits in Najerá an und reservierte zwei Betten.
Was für ein Empfang: Roland, der Herbergsvater – er hat das Haus vor Jahren gekauft, spricht fließend spanisch, französisch und englisch und betreibt seither diese Unterkunft. Er steht sofort mit dem Wäschekorb da und veranlasst uns, die Wäsche rein zu tun, damit sie noch trocken wird. Er erklärt uns, dass er keine festen Preise hat, und dass er alles auf Spendenbasis macht (fährt sicher nicht schlechter mit dieser Lösung).
Selten so einen netten Nachmittag verbracht: nach dem Aufhängen der Wäsche, Bier trinken. Wir laden Roland ein (Vino Tinto Rioja, Glas für 0,50 EUR und die Flasche für 4,00 EUR), dann werden es immer mehr Leute. The Australien Sisters checken auch hier ein (they had their rest-day yesterday) und setzen sich dazu. Wir holen nicht mehr einzelne Gläser sondern Flaschen!
Um 18:00 Uhr Info bei Roland: er gibt uns die geheime Liste, den drittenWeg, wie er sagt (alles klein, familiär und auf Spendenbasis) – mir hat er die Infos in meinen Führer gezeichnet bis 100 km vor dem Ziel.
Anschließend Pilgermenü für 9,00 EUR in der Bar gegenüber: a) Paella, b) Hähnchenschenkel mit Pommes und c) Joghurt mit Honig inkl. Wein. Hat gut geschmeckt. Noch ein paar Gläschen Wein, um 22:00 Uhr hat uns Roland ins Bett getrieben.
Fazit:
SCHWERER TAGESBEGINN, DIE FÜSSE, ABER SUPER TAGESENDE
|