Um 7:40 Uhr, wieder einmal ohne Frühstück, geh ich los. Es ist dunkel, bewölkt aber warm heute, ich kann sofort die Jacke ausziehen. Nach 1 Std. 40 Min. erreiche ich EL BURGO RANERO (8 km), wo Elisabeth aus Salzburg gestern noch hinwollte.
Endlich Kaffee und die Kuchen, die uns der Wirt gestern noch gegeben hat, weil er heute geschlossen hat in der Früh. Die Funktionsunterhose war doch einigermaßen trocken – ich hab sie angezogen, ob das so klug war?
Dann kommt ein 13 km-Abschnitt ohne Dorf, Hundehütte, Bauernhof, Bar etc. Wahnsinn, wie sich das zieht, das Nest RELIEGOS kommt und kommt nicht!
Endlich doch, eine Bar, Café Americano, wie immer halt und eine Fanta.
Junge Australier, Engländer, Israelis (zwei Burschen und zwei Mädels) machen Musik. Einer hat eine Minigitarre und singt sehr schöne Lieder mit einem der zwei Mädchen. Das Spiel, das Andi aus Australien mitgebracht hat (zwei Stöcke und einer mit Lederzeugs links und rechts) beherrschen sie perfekt.
Ich mache mich auf, um die letzten sechs Kilometer für heute zu absolvieren. 1 Std. 15 Min. und ich bin am Ziel.
Jetzt der tägliche Wahnsinn: Ab in die ALBUERGE, der Stall ist schon voll. Ratsche kurz mit Elisabeth aus Salzburg; sie empfiehlt mir ein Hostal und erzählt mir, dass sie heute dort zum Essen geht, vielleicht treffen wir uns und essen miteinander.
Das Hostal ist eigentlich ein Hotel (Alberguia del Camino) und kostet auch stolze 35,00 EUR. Aber ein Wahnsinnsbett, ein Himmelbett, ewig hoch zum Reinsteigen, uralt aber nett. Überhaupt ein nettes Haus mit vielen netten, alten, antiken Details, z. B. einer Bibliothek.
Also, da hab ich mir ja einen netten „Wolf“ gelaufen, sieht gar nicht gut aus: Ddie Unterhosen, die ich dabei habe, sind Schrott. Waschen und dick mit Kamillan einsalben. „Geht“ nicht, gar nicht gut!
Ich muss einen Laden finden, der Unterhosen verkauft. Ich hatsche Richtung Plaza und sehe Elisabeth aus Salzburg sitzen. "Ich habe mir gerade Socken gekauft", sagt sie, hier die Gasse runter. Gesagt, getan, ich hatsche weiter und tatsächlich ist da ein Laden.
Ich: " Äh, Unterhosen". Fuchtle wild an den Hosenbeinen herum. Er: "Aleman?" "Si" "Dann kannst du deutsch mit mir reden, ich war vor 25 Jahren in München, meine Kinder sind in Deutschland geboren". Er versteht natürlich sofort, was ich brauche: Pilgerangebot, zwei Unterhosen für 5,50 EUR. Ja, die passen perfekt, ich kann wieder gehen, alles ok.
Jetzt gehe ich in den „Stall“, der mittlerweile überbelegt ist. Ich treffe viele alte Bekannte wieder; die Französin (68 Jahre alt), die mich immer abschmust, die Österreicher (wo er die Stiersamen verkauft, weiß immer noch nicht, wie er heißt), Elisabeth aus Salzburg (mit der gehe ich heute Essen – in meinem Hostal-Tipp von ihr), die Holländer und, und, und ...
Lustig, die Herbergsmutter verarztet gerade eine Koreanerin (Blisters). Sie ist Tierärztin o.ä. und spricht mindestens fünf Sprachen ansatzweise, Englisch sehr gut. Übrigens: im ganzen Innenhof der Herberge Geranien so weit das Auge reicht, unzählige! Wer die wohl alle gießt?
Ich geh mit Elisabeth in mein Hotel Essen – MENU PEREGRINO für 6,00 EUR – MENU DEL DIA für 8,75 EUR.
Ich versuche
- Kartoffeleintopf mit Lamm: geschmacklich ok aber das Lamm war viel zu fett
- Fisch – paniert? Mit Pommes? Nein, das war nicht mein Ding
- Naranja, das war ja vielleicht eine Gurke – noch grün – hab drei Viertel davon stehen gelassen, Elisabeth lacht sich tot, der Hostelero hätte mir zwar anstatt einen Melone ... nein, reicht schon für heute – brauch nix mehr
Aber alles in allem, das Wasser (1 ltr.), der Wein (0,75 ltr.) usw. alles im Preis, also8,75 EUR ist ok.
Frühstück gibt’s auch morgen, hab für 8 Uhr bestellt, mal sehen ob das im Zimmerpreis enthalten ist.
Insgesamt gesehen, ist heute ein Tag, an dem ich so was wie eine Wende verspüre. Waren bisher meine Gedanken immer: noch so weit, noch so lange, noch drei Wochen etc. ist es jetzt: schon fast in León, nur noch 300 km, nur noch 14 Tage usw.
Ich freu mich wahnsinnig auf zuhause, auf meine Ute, auf den Andi mit Anhang, meine Freunde etc.
Jetzt ist ein Ende abzusehen, das Ziel kommt näher!
Fazit:
ALLES HÄNGT AN DEN UNTERHOSEN – BUENOS NOCHES
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