Um 7:00 Uhr steh ich auf, pack mein Zeug, ratsche noch kurz mit Wolfgang meinen Doppleroompartner und schreibe noch ein bisschen ins Tagebuch.
Heute gehe ich frühstücken, die Bar im Ort öffnet um 8:00 Uhr, hier bekomme ich einen Cafe Americano und ein Croissant für 2,60 EUR.
Dann geh ich los, was werden meine Füße heute machen? Wenn’s nicht geht, steig ich in LOGRÓNO aus, geht aber ganz gut bisher.
Irgendwie muss ich mich zwischen Viana und Logróno verlaufen haben. Ich frage einen Weinbauern, der wild fuchtelt und mir offensichtlich zu verstehen geben will, dass ich total verkehrt bin. Das ganze Getue von dem Weinbauern hatte für mich etwas wie „verschwinde .. Hau ab .. verzieh dich!“ Nachdem ich ungefähr 10.000 mal nachgefragt und immer wieder in eine entsprechende Richtung gezeigt habe, hat er SI, SI geschrieen. Bin dann kurz darauf wieder auf dem Camino gelandet.
Kurz vor Logróno, einer riesigen Stadt mit 140.000 Einwohnern, gibt es eine private Bar. Da bieten Privatleute Kaffee, Wasser etc. für eine Spende an.
Dann in die Stadt, der Camino ist gut ausgeschildert. Hinter der Kirche, die wieder einmal verschlossen war, geh ich noch mal in eine Bar, um mich für die restlichen 13,5 km noch etwas zu stärken. Café Americano, Aqua sin, wie immer, da taucht plötzlich Ulrich (Ulli) aus der Schweiz auf, den ich immer wieder getroffen hab, das erste Mal in der Österreicher-Herberge in Los Arcos.
Er wollte sowieso einen Kaffee trinken und hat sich eine CERVESA bestellt!
Der 73 Jahre alte Ulli hat schon 1500 km in den Beinen, der ist in der Nähe von Basel aufgebrochen: Am 07.07.07 um 07:07 klingelte sein Wecker, und dann ging es los. Eigentlich wollte er mit seiner Frau gehen, aber nach einer Woche war Schluss, sie hatte einen Miniskusriß.
Er erzählt mir, dass es bei einem Abstieg von ca. 900 Höhenmetern mitten in der Wildnis einfach nicht mehr ging. Kein Telefonnetz, steiler Steig etc. Auf der Karte hat er dann einen eingezeichneten Forstweg ausgemacht, der ca. zwei km entfernt war. Sie schleppten sich ca. drei Stunden diesem Weg entgegen. Dort angekommen - telefonieren war immer noch nicht möglich - tauchen plötzlich Waldarbeiter auf, die die beiden in die Stadt gebracht haben. " DA HAT DER JAKOB MITGEWIRKT". sagt er.
Ulli war Zollbeamter, ich bin ab Logróno mit ihm gelaufen.
Durch die Stadt haben wir fast 1,5, Std. gebraucht, alles Pflaster, Regen setzt ein, wir brauchen die volle Regenmontur und jetzt geht’s ca. fünf km auf betonierten Straßen! Insgesamt war diese Etappe ca. 70% Asphalt, Beton, Pflaster etc. ! Katastrophe – meine Füße sind aber top heute, nachdem ich sie gestern mit Compeed gepflastert habe. Auch das Brennen ist nicht mehr so schlimm heute. Danke Jakob!
Zwischen Logróno und Navarete war plötzlich eine Bar da, die muss neu sein, da sie in keinem Führer aufgeführt war. Gott sei Dank, so konnten wir einen Kleinigkeit essen und eine (oder zwei) kleine Cervesas trinken.
Das Dorf Navarete kommt und kommt nicht – das zieht sich ohne Ende – obwohl das heute nur 23 km sind, kommt uns die Strecke ziemlich lang vor, wahrscheinlich weil alles auf Asphalt, Beton bzw. Pflaster zurückgelegt werden mußte.
Endlich ist das Dorf in Sicht – noch mal ca. ein Kilometer – da aber eine Bar! Und wer sitzt da? - THE AUSTRALIEN SISTERS – they were going by bus today ...
Ich gehe Zimmer suchen, finde ein Hostal, Doubleroom für 38,00 EUR. Ok, ich nehme es und biete Ulli das zweite Bett an, dass ihm gerade recht kommt.
Freue mich auf das Pilgermenü ab 19:00 Uhr, das überall auf dem Weg angeboten wird, denn ich habe seit zwei Tagen nichts Warmes mehr gegessen. Die Bar ist nur 50 m von unserem Hostal entfernt.
Das Menü für 10,00 EUR war ok. Es gab:
- Gemüsesuppe (wie Eintopf)
- Lende ?? mit rotem Paprika (da konnte man durchschauen)
- Etwas Käse
- Vino Tinto
Esse mit Ulli und Fredi, die Sisters waren auch da – um 22:00 Uhr geht’s ins Bett.
Fazit:
DANKE JAKOB FÜR DIE FÜSSE
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