Ab 6:00 früh geht’s bei den Franzosen immer los: Jeder die Stirnlampe rauf und knister, ratsch, raschel, flüster, Tür auf, Tür zu, knister, ratsch, raschel, flüster usw. Um 6:30 hat dann doch jemand das Licht angemacht. Jetzt hab ich mein Zeug gepackt (zum Zähneputzen hinten anstellen – es gab zwei WC´s, zwei Duschen, zwei Pissoirs und zwei Waschbecken) für Männer und für Frauen dito (natürlich ohne Pissoirs).
Frühstück hab ich gestern schon bezahlt (Ü/F = 10,00 EUR) – Weißbrotbrocken, zwei Gläser Marmelade, Margarine von Dutzenden Messern der Franzosen und anderen Nationen verunstaltet – ok. Kaffee getrunken, zwei Brocken mit Marmelade und auf geht’s.
Bei der kleinen St. Jakobs-Statue am Refugio hab ich noch ein Licht für Ute und unseren heutigen Hochzeitstag angezündet.
Heute ist nicht mein Tag : 7:30 Uhr geht’s wieder los, bewölkt, noch etwas duster, meine Fußsohlen brennen wie Harry (hab heute meine Treckingschuhe angezogen – erhebliches Auf und Ab.)
Nach knapp zwei Std. erreiche ich SANSOL und dann TORRES DEL RIO. Hier gibt es eine Bar. Es war sehr voll, aber der Kaffee war Spitze. Ich hab mir ein Bocadillo mit Rührei, Speck und Käse bestellt und Brotzeit gemacht.
Verdammt heute geht’s richtig zäh! Die Füße brennen, und die Strecke ist ein erhebliches Auf und Ab (immer wieder 50 bis 100 m steil rauf, dann wieder steil runter). Von TORRES DEL RIO bis Viana sind es fast drei Std.! Auf und Ab! Die Füße brennen, jeder Schritt ist eine Qual, das heißt, auf die Zähne beißen und durch.
Nach insgesamt vier Std. 45 Minuten erreiche ich VIANA – kann kaum noch hatschen.
Am Ortseingang der Brunnen mit ein paar Betonbänken und -tischen auf einer Rasenfläche. Hier lagern viele, müde Krieger. Ich trinke eine Flasche Wasser und stelle fest, dass ich nicht der Einzige bin, der Probleme mit den Füßen hat. Fast alle humpeln von dannen.
Jetzt kommen auch die beiden Sisters from Australia. Alle Achtung; haben den ganzen Weg heute gemacht (ich glaub auch schon gestern ..) The whole way!
Bis ins Dorf sind es nochmal 800 m und 50 Höhenmeter. Neben der Kirche eine Bar: ich lass mich von der Holländerin bedienen, die mir wahrscheinlich ansieht, wie kaputt ich bin. Sie will heute noch nach Logróno mit einem jungen Burschen aus Texas. Sie erzählt mir, dass sie in vier Tagen in Burgos sein muss, da dort ihr Zug nach Amsterdam geht. Sie hatte am Anfang nur ganz kleine Etappen gemacht, weil sie Probleme mit ihren Füßen hatte.
Gott sei Dank, dass ich Pablo, den Franco-Kanadier treffe, er gibt mir den Tipp seiner Pension für diese Nacht. Ich buche ein Doppelzimmer (24,00 EUR), dusche, behandle meine Füße (Compeed auf die Blasen) und fühle mich schon etwas besser.
Jetzt klopft die Pensionswirtin an der Tür, sie hat noch einen Doppleroom Partner für mich (Wolfgang aus Mainz, er wollte ja lieber ein Einzelzimmer ... na ja, ob er da noch fündig wird heute? Er bleibt dann doch, ist kaputt! Also kostet die Nacht nur noch 12,00 EUR.
Helga, die Südtirolerin aus Kaltern, ist auch in dieser Pension abgestiegen; wir gehen ins Dorf, um uns nach etwas Essbarem umzusehen. Dies ist nicht so einfach während der Siesta, es ist jetzt 16:00 Uhr. Wir fragen in einer Bar und man bietet uns TORTA DE POTATO an. Da kommt ein Riesen-Boccadilo mit zwei Stück von diesem Kartoffelkuchen drauf. Das reicht für heute, das Boccadilo muss mit viel Wein runtergespült werden.
Jetzt kommt auch Fredi der Allgäuer, der am Kaiserstuhl eine Edeka-Filiale leitet, dazu und hilft uns beim Vernichten des Riojas.
Dann noch Salina, die Franco-Kanadierin, und Ullrich der Schweizer, der aussieht, als wäre er der Jakobus selbst.
Danach ratsche ich noch mit Ulli aus München: Ihr Mann ist krank, sie hat eine schwere Zeit hinter sich.
Jetzt ab ins Bett, ich schlafe wie ein Stein (wahrscheinlich auch wegen des Riojas).
Fazit:
HOFFENTLICH GEHEN MEINE FÜSSE MORGEN BESSER
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